Wie weiter mit der Clubkrise?
In den letzten Monaten wurden viele Stimmen laut, dass die Clubszene in einer Krise stecke. Allerdings stellt man schnell fest, dass viele Thesen noch vage Vermutungen sind.
Anfang Juni stellte die Clubkommission Berlin eine neue «Nighttime Strategy» vor. Diese Initiative zielt darauf ab, die Nachtökonomie zu stärken – ein dringendes Anliegen, denn die wirtschaftliche Lage des Berliner Nachtlebens ist alles andere als rosig. Ein Grund dafür sind steigende Mietpreise, Energie- und Personalkosten. Auch die Nachwirkungen der Pandemie und andere globale Krisen haben die Lage zusätzlich verschärft. Mehr als 70 Prozent der Clubs verzeichnen Umsatzrückgänge, die Besucherzahlen sind durchschnittlich um 20 Prozent gesunken, 90 Prozent der Clubs kämpfen mit steigenden Betriebskosten. Dass die Initiative aus der Partyhauptstadt Europas kommt, zeigt, dass die hiesige Clubszene nicht selbstverschuldet in einer eher angespannten Zeit lebt.
Pandemie als Zäsur?
Die Pandemie traf Veranstalter:innen besonders hart. Härtefallgelder, Kurzarbeit und Kredite versprachen grosszügige Unterstützung, wie das Beispiel des Kantons Luzern zeigt: Dieser unterstützte Betriebe mit einem Jahresumsatz von unter 5 Millionen Franken mit insgesamt 139 Millionen Franken. Nach dem Ende der Covid-Massnahmen im März 2022 erlebte das Nachtleben zunächst einen grossen Aufschwung. Die Clubs waren wieder gut besucht, die Menschen drängten hinaus. Doch Mitte 2023 folgte der nächste Einbruch. Hört man sich in der Clubszene um, wird schnell deutlich: Einige haben nach wie vor mit Schwierigkeiten zu kämpfen, andere haben sich auf einem tieferen Niveau als zuvor stabilisiert. Eine nicht repräsentative Umfrage der Bar & Club Kommission Zürich gibt einen Hinweis darauf, wo die grössten Herausforderungen verortet werden. Die Ausgaben für Miete, Strom- und Warenkosten sind gestiegen. Die Besucherzahl in den Clubs stieg zwischen 2018 und 2023 zwar an, jedoch sank der Pro-Kopf-Umsatz um rund 30 Prozent. Kurz zusammengefasst: Mehr Ausgaben und weniger Einnahmen für Clubs, mehr Ausgaben und weniger frei verfügbares Einkommen für Clubbesucher:innen, die ebenfalls mit höheren Auslagen für Miete, Prämien und Lebenshaltungskosten konfrontiert sind.
Wege aus der Krise
Die wirtschaftlichen Herausforderungen stellen die Clubs vor anhaltende Schwierigkeiten. Darüber hinaus stellt sich die Frage, inwieweit sich das Konsumverhalten der jüngeren Generationen während und nach der Pandemie verändert hat. Inwieweit haben sich veränderte Bedürfnisse durchgesetzt? Inwieweit haben sich Social Media als Ersatz für soziale Räume durchgesetzt? Hat die Pandemie tatsächlich weitreichende Nachwirkungen, etwa weil ein junges Publikum während des Lockdowns den Anschluss an das Nachtleben verpasst hat? Erklärungsansätze, die allein auf politische und ökonomische Rahmenbedingungen abstellen, greifen jedenfalls zu kurz. Angesichts dieser Herausforderungen gilt es, Wege zu finden, wie Clubs mit dem gesellschaftlichen Wandel umgehen können. Denn Clubs sind wichtige soziale Räume, deren Resilienz durch gute Rahmenbedingungen gestärkt werden muss. Das bedeutet, dass wir uns einerseits dafür einsetzen, dass Clubkultur auch als Kultur anerkannt und nach klaren Kriterien förderfähig wird. Andererseits muss aber auch die Toleranz gegenüber Clubs als Kulturform und als Teil des kulturellen Angebots in urbanen Zentren ins politische Bewusstsein gerückt werden, um deren Überleben zu sichern.