Awareness in Kulturbetrieben

Gianluca Pardini | Geschäftsleitung IG Kultur Luzern

Awareness-Konzepte bei Kulturveranstaltungen nehmen immer stärker zu. Was bedeutet Awareness und welche Rolle spielt der Ansatz für die Kultur?

Veranstaltungen leben davon, dass viele Menschen zusammenkommen. Und wo viele Menschen zusammenkommen, kann auch allerhand passieren. Entsprechend tragen Veranstalter:innen eine Verantwortung.

Begegnungen auf Augenhöhe

Ein Blick auf verschiedene Initiativen zum Thema Awareness und Diversität in Kulturbetrieben zeigt: Als zentrales Anliegen wird das gemeinsame Bestreben genannt, die Umgebung innerhalb des jeweiligen Betriebs vielfältig zu gestalten. Nicht zuletzt werden dabei grundsätzliche Handlungsansätze diskutiert, darunter etwa: Wie kann diskriminierendem und übergriffigem Verhalten entgegengewirkt werden?

Ausserdem zeigt sich, dass Awareness-Ansätze gemeinsam das Ziel verfolgen, einen Begegnungs- und Erlebnisort zu schaffen, an dem sich die Veranstalter:innen, die Besucher:innen und Künstler:innen wie auch weitere involvierte Akteur:innen «wohlfühlen» können.

Neue Betriebskultur

Zu den allermeisten Awareness-Ansätzen gehört auch, dass diskriminierendes und grenzüberschreitendes Verhalten proaktiv benannt wird und ihm aktiv und mit geeigneten Instrumenten entgegengewirkt werden kann. Aus dem Englischen «to be aware» hat «Awareness» unterschiedliche Bedeutungen: Achtsamkeit, Aufmerksamkeit oder auch Beachtung. «Awareness» wird auch mit «sich bewusst sein» übersetzt, mit «kennen/wissen», «sich informieren» oder «für gewisse Problematiken oder Diskriminierungsstrukturen sensibilisiert sein». In Bezug auf den Awareness-Begriff wird oft ein neues Sicherheitsdispositiv angestrebt, das auf Konsens beruht und in einer Gemeinschaft solidarisch gefestigt wird.

Dabei geht es auch darum, sich der eigenen Grenzen und jener anderer bewusst zu sein, diese zu respektieren und sich innerhalb der Gemeinschaft dafür verantwortlich zu fühlen. Das Dispositiv richtet sich gegen jegliche Form von Diskriminierung (Alter, Aussehen, Geschlecht, Herkunft, Hautfarbe, Behinderung und so weiter). Hinzu kommt, dass Awareness im erweiterten Sinne auch als Teil einer gesamten Betriebskultur aufgefasst wird. Somit ist Awareness nicht nur ein Instrument, sondern wird einem Prozess des kulturellen Wandels innerhalb einer Organisation gleichgesetzt. Awareness als Konzept ist vielschichtig und kann in verschiedenen Bereichen gefördert werden.

Ansatz mit organisationalem Potenzial

Awareness kann als Ansatz dienen, den betriebsinternen Kulturwandel zu beschleunigen. Denn viele Awareness-Konzepte haben einen tiefgreifenden Strukturwandel im Fokus. Dabei umfassen die Awareness-Ansätze viele Bereiche eines Kulturbetriebs. Awareness-Konzepte können sich somit auf die Struktur des jeweiligen Betriebs auswirken, was eine barrierearme Umgebung, Diversität bei der Programmation oder beim Booking beinhalten kann oder auch hilft, die interne und externe Kommunikation zu reflektieren. Des Weiteren dient der Ansatz dazu, bei der Preisgestaltung neue Kriterien einzuführen oder eine Raumgestaltung kritisch zu überdenken und der Diversität von Mitarbeiter:innen und Publikum mehr Beachtung zu schenken. Gerade auch weil Kulturveranstaltungen einen starken öffentlichen Charakter haben, kann es durchaus zielführend sein, wenn Awareness als neuer Ansatz stärker ins Bewusstsein rückt.

Inwiefern sich das Konzept auf dem hiesigen Kulturwerkplatz durchsetzt, wird sich aber noch zeigen – Bestrebungen sind auf jeden Fall vorhanden.